Mythologischer Frosch

Ihr habt euch in den letzten Impulsen zeichnerisch an verschiedenen Insekten und Spinnentieren versucht. In der Kette der Tiere steht die Spinne in der Evolutionsgeschichte hinter den Insekten. Spinnentiere haben acht Beine und Insekten haben sechs Beine, das ist in gewisser Hinsicht ein evolutionärer Fortschritt. So wenden wir uns in diesem Impuls der nächsten evolutionären Stufe zu: den Amphibien und im Speziellen dem Frosch.

Was zeichnet die Amphibien aus? Das ist eine sehr spannende Frage, vor allem, wenn wir uns dann weiter in Richtung nächster Stufe hangeln: das wären nach den Amphibien die Reptilien. Amphibien sind jedenfalls Wirbeltiere, sie haben eine Wirbelsäule wie wir Menschen. Wer gehört dazu? Zum Beispiel Salamander, Lurche, Kröten, Frösche, damit sind die Amphibien gemeint.

Sie sind wechselwarme Tiere, das heißt, wenn es kalt ist, ist ihr Körper kalt und wenn es warm ist, können sie sich bewegen und ist der Körper auch warm. Deswegen müssen sie sich im Winter zum Schutz eingraben, sonst erfrieren sie. Amphibien leben zu Land und zu Wasser. Es gibt eine einzige Kröte, die nennt sich Schaufelfußkröte, die eine Zeit lang ohne Wasser überleben kann, nur auf und von der Erde. Amphibien atmen vor allem über die Haut, aber nicht nur. Ihr wisst vielleicht, Säugetiere, Vögel und Reptilien atmen mit der Lunge, Fische atmen mit den Kiemen und Insekten haben Tracheen.

Amphibien, wie zum Beispiel der Frosch, haben auch eine Lunge, aber sie nehmen den Sauerstoff vorwiegend über die Haut auf, das ist das wichtigste Atmungsorgan für die Amphibien. Nebenbei bemerkt ist auch die Haut des Menschen ein großes Atmungsorgan. Wenn die Haut zu 80 Prozent zerstört ist, etwa bei Verbrennungsopfern oder Menschen, die Schäden, beispielsweise durch Säuren, an der Haut erleiden, dann erstickt der Mensch, weil die Haut so ein wichtiges Atmungsorgan ist.

Das ist bei Amphibien ganz explizit. Was sehr interessant ist und ein wichtiges Merkmal ist, ist, dass Amphibien sich aus einer Larve hin zu einem erwachsenen Tier entwickeln. Das ist die Metamorphose, die Veränderung. Das bedeutet beim Frosch, dass es zunächst Eier gibt und aus den Eiern kleine Kaulquappen schlüpfen. Die haben zuerst einen langen Schwanz zum Rudern und Kiemen zum Atmen, nach einigen Wochen entwickeln sich dann die Hinterbeine, dann die Vorderbeine und dann ist der Frosch fast fertig.

Aber bevor er an Land herumhüpfen kann, passiert noch das entscheidende: Der Frosch entwickelt Lungen. Das heißt, die Kiemen bilden sich zurück. Mit Kiemen kann man an Land bekanntlich nicht gut atmen, weil das Wasser durch die Kiemen fließt und der Sauerstoff, der im Wasser enthalten ist, in den Kiemen entnommen wird und das Tier so atmen kann.

Die meisten Amphibien, und das ist auch beim Frosch so, verwandeln sich bei der Metamorphose von einem Vegetarier hin zu einem Fleischfresser. Das heißt, im Larvenstadium fressen sie fast nur Pflanzen, nach der Metamorphose ernähren sie sich ausschließlich von Fleisch. Das ist das Grundsätzliche zu den Amphibien.

Nun kommen wir zum Frosch im Speziellen. Frösche sind überall dort zu finden, wo Wasser in der Nähe ist. Wenn wir sie auch oft nicht sehen können, können wir sie gut hören. Die abendlichen Konzerte der Frösche sind besonders beeindruckend. Der Frosch hat im Laufe der Menschheitskulturgeschichte eine große Bedeutung erfahren.
Denkt an die Märchen: der Froschkönig, der sich zum Prinzen verwandelt. Auch das ist eine Metamorphose. Vom Frosch zum Prinzen ist ein großer Schritt, aber im Märchen ist alles möglich. Es gibt die Figur des „Frosch“, aber nur als Name einer Sprechrolle, in der Operette „Die Fledermaus“, eine ganz besonders köstliche Rolle. Natürlich sehen wir den Frosch auch in Bildern. In sehr vielen Bildern wird der Frosch mythologisch eingesetzt.

Der Frosch steht für die Wiedergeburt, für die Fruchtbarkeit und damit auch für den Kreislauf von Tod und Leben. Bei Gefahr haben Frösche ein besonderes Verhalten, und zwar, wenn sie Angst haben, wenn Gefahr droht, flüchten sie. Der Frosch ist also ein Flucht-Tier. Deshalb werden Frösche auch damit verbunden, dass man „jemand hat Angst wie ein Frosch“ sagt. Wenn wir von einem Frosch träumen, können wir daran erkennen, dass wir selbst, wenn wir uns fürchten, flüchten.
Dass wir uns also nicht der Angst stellen, sondern flüchten. Das wäre so ein kleiner Hinweis auf unser eigenes Verhalten durch einen Frosch in unseren Träumen. Der älteste Frosch in der Mythologie begegnet uns in der altägyptischen Mythologie. Dort war der Frosch eine Gottheit; und zwar die Göttin Heket war symbolisiert durch einen Frosch. Im Alten Testament wird als zweite von zehn Plagen die Froschplage erwähnt. Das war eine Demütigung für Heket, die oft durch einen Frosch dargestellt wird.

Zuerst ist der Frosch in der ägyptischen Mythologie ein sehr wichtiges Symbol für das Gleichgewicht des lebenswichtigen Flusses Nil. Also der Nil in Ägypten ist eine besondere Lebensader und da war das Vorkommen eines Frosches ein Zeichen, dass es genug Wasser gibt.

In der asiatischen Mythologie kommt dem Frosch, der dreibeiniges Glück genannt wird, eine besondere Rolle zu. Er findet sich als Glücksymbol mit einem Haufen von Geld oder Gold, oder mit einer Münze im Maul. In der Feng-Shui Theorie wird ein Frosch mit dem Gesicht nach innen gerichtet in die Nähe der Haustür gesetzt. So soll der Frosch das Glück ins Haus holen und es ist streng verboten, die Münze aus dem Maul des Frosches zu geben. Das wird als eine ernstzunehmende Unglückstat, die Armut verursachen kann, aufgefasst.

Zunächst war auch in Europa der Frosch ein Symbol der Fruchtbarkeit. Später wurde er stark in Verbindung mit Unreinheit und schwarzer Magie gebracht. In der christlichen Mythologie symbolisiert der Frosch Unreinheit und Unglück, er wird im Alten und Neuen Testament überwiegend mit negativen Symbolen und Attributen assoziiert.

Bei den Indianern steht der Frosch als Krafttier für Veränderung im Leben, für Geschick und Erfolg. Als Krafttier steht der Frosch außerdem den Hexen und Magier nahe und ist ihnen ein sehr guter Begleiter. In der Mythologie zeigt der Frosch einen Weg zu sich selbst und zu einem höheren Selbst.

Im Amazonasgebiet entwickeln einige Frösche und Krötenarten bestimmte giftige Sekrete, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Einige dieser Sekrete sind halluzinogen und fester Bestandteil in indianischen und schamanischen Ritualen. Esoteriker haben seine mythologische Geschichte und seine Verbindung zu Weisheit veranlasst, ein Froschorakel zu entwickeln. Außerdem trägt der Frosch mit seinen großen Fingern, seiner glatten Haut und seinem großen Kopf bizarre, menschenähnliche Züge.

Nun seid ihr dran, einen Frosch zu zeichnen. Euer Frosch kann alle Stadien der Metamorphose in eurer Zeichnung durchmachen, vom Ei über die Kaulquappe und in den verschiedenen Stadien der Kaulquappe, wo der Schwanz sich zurückbildet und immer stärker die Beinchen sich entwickeln, zunächst die Hinter- und dann die Vorderbeine, bis schließlich zum fertigen Frosch. Vielleicht könnt ihr echte Frösche beobachten, aber es gibt natürlich auch Bilder, die ihr studieren könnt.

Zeichnet den Frosch in erster Linie linear. Es ist etwas anderes, ihn mit feinen Strichen zu artikulieren, jeder feine Strich ist auch Zeichnung, ist feine Linie. Nicht wischen, sondern den Frosch ganz linear durcharbeiten. Natürlich kann er eine Farbe annehmen. Er kann gerne grün werden wie der Laubfrosch. Aber es gibt ja sehr viele verschiedene Frösche in jeder Kultur und die haben die unterschiedlichsten Farben und Muster.

In diesem Sinne wünsche ich euch sehr schöne Zeichenergebnisse und eine schöne Woche!