Farne

Alles, was wir in der Zeichnung machen, geschieht mit Liebe. Dazu brauchen wir die Einfühlung in das was wir sehen und auch in das was am Zeichenblatt geschieht.
Dieses Mal wollen wir uns den Farnen zuwenden. Schon Leonardo da Vinci hat Farne in seinen Werken als Formen verwendet, aus denen er auch Wolken und Wasser gestaltet hat. Diese Motive hat er aus Spiralen heraus entwickelt. Friedensreich Hundertwasser war von Farnen in Neuseeland beseelt und es kommen häufig Spiralen in seinen Werken vor. Neben dem Vogel Kiwi und der Kiwi-Frucht ist der Silberfarn eines der bekanntesten Symbole für Neuseeland.
Die Farne haben große Bedeutung in der Mythologie und im Volksglauben. Es sind geheimnisvolle Pflanzen, die in Zusammenhang mit Elfen stehen. So heißt es, dass der Farn zu den Elfen führt.

Lange Zeit konnte man sich die Vermehrung des Farns nicht erklären. Die Vermehrung durch Sporen war unbekannt. Bis zur Entschlüsselung dieses Rätsels hieß es, dass Farn genau um Mitternacht, in der längsten Nacht des Jahres – der Johannisnacht – blüht. Nur in dieser Nacht, sollte er eine goldene Blüte mit einem Samenkorn tragen, das verschwindet, sobald es zu Boden fällt. Diesem sogenannten Wünschelsamen, wurden gar wundersame Eigenschaften zugeschrieben: So sollte er unter anderem bei der Suche nach verborgenen Schätzen helfen, die Kraft von 40 Männern schenken und den Träger sogar unsichtbar machen. Allerdings musste man aufpassen, dass man den magischen Moment nicht verpasst und einen Teller unter den Samen legen, um ihn sicher aufzufangen. Dabei durfte die Pflanze aber nicht geschüttelt werden und man musste warten, bis der Samen von alleine fiel. Wer den Wünschelsamen so erhielt, dem war auch das Glück hold.

Man schätzt, dass es rund 12.000 verschiedene Farnarten gibt, in unseren Ländern rund 100.
Aus dem Farn leitet sich unmittelbar die Spirale ab. Die Spirale selbst ist ein Symbol. Woher kommt es? Das wissen wir nicht genau. Aber die Menschheit hat wohl tief im Inneren verstanden, dass sich alles Leben spiralförmig entwickelt. Der Farn ist so eine Pflanze, bei der wir genau beobachten können, wie sich etwas spiralförmig, tief aus dem Inneren entwickelt.

Auch in unserer Galaxie, wenn wir sie von weitem betrachten, können wir die Spiralform sehen. Genauso, wie sich Wolkenbänder und Wettererscheinungen in großen Spiralen über den Himmel legen. Es gibt in der Natur viele Erscheinungen in Spiralformen. Ob das ein Schneckenhaus ist oder das Innere einer Sonnenblume, wir können sehr viele Spiralen in der Natur beobachten. In der Kunst kommen diese Spiralen seit Langem vor. Schon in der Ur- und Frühgeschichte kann man die Spirale auf Tongefäßen erkennen. Man rätselt, was sie damals bedeutet haben könnte. Ob sie ein Symbol für die Sonne gewesen ist? Oder für das Leben? Ich glaube, eine Mischung: sie steht für das Leben und ohne Sonnenlicht gibt es kein Leben.

Für diesen Impuls konzentrieren wir uns auf Farne. Studiert die Farne, sucht sie im Wald. Wenn ihr genau schaut, werdet ihr feststellen, dass häufig in unmittelbarer Nähe unterschiedliche Farne gedeihen. Studiert die Unterschiede genau.

Farne in Urzeiten waren viel größer. Sie waren zahlreich und üppig und boten den Grundstock für unsere Steinkohlevorkommen. Heute gibt es sie in der ganzen Welt verteilt, als Zierpflanzen, im Wald, im Garten. Man begegnet ihnen auf Schritt und Tritt.

Wie können wir Farne unterschiedlich studieren? Als Naturstudie oder abstrahiert, bereits in die Spirale gehend. Ich rate euch zu beidem. Grün ist als Farbe faszinierend und eignet sich gut für den Entwicklungszustand. Der Farn entwickelt sich aus der Spirale heraus, von innen nach außen. Farne haben eine urgeschichtliche Bedeutung, sowohl in der Natur als auch in der Kunstgeschichte.

Wendet euch liebevoll dem Thema und euch selbst zu. Dehnt und streckt euch. Schaut, dass es euch gut geht, wenn ihr euch zum Zeichnen hinsetzt. Atmet gut durch. Schaut, wie der Atem im Körper ein- und ausströmt. Richtet den Zeichenplatz gut ein. Wenn der Impuls da ist, nehmt ihr den Stift.

Konzentriert euch auf den Stift und beginnt mit größter Aufmerksamkeit eure Zeichnung.