Formen von Eis
In diesem Impuls möchte ich ein Thema für die kalte Jahreszeit vorschlagen: Formen von Eis. Eis ist durch seine verschiedenen Entstehungsarten in unterschiedlichen Formen sichtbar. Was Eis immer braucht, ist ein Partikel, etwa ein Staubpartikel oder eine bestimmte Bakterienkonstellation, um die herum sich Eiskristalle anlegen und formen können.
Wenn Wasser vollkommen frei von allen Partikeln ist, braucht es bis zu minus 70 Grad, um zu frieren. Im Normalfall friert es aber bei 0 beziehungsweise minus 1 Grad Celsius. Eis kommt als Schneeflocke vor, als gefrorener Nebel, also Raureif, als Hagelkörner, als Schneegrieseln. Diese Formen kennen wir als Niederschlag. Natürlich kann stehendes Wasser frieren, aber auch das Meer kann frieren. Wobei es interessant ist, dass der gefrorene Teil eines Eismeeres Süßwasser ist. Die verschiedenen Eisformen sind besonders in der Malerei und in der Zeichnung von Interesse, weil sie so schöne Formen für unser Auge bilden.
Denkt etwa an die Eisblumen am Fenster. Eisblumen sind heute fast verschwunden, man sieht sie manchmal noch an Autofenstern, wenn es im Auto feucht ist und es inzwischen friert. Diese Eisblumen bilden sich eben an den Fensterscheiben des Autos oder bei undichten Fenstern, wenn ein großer Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenraum herrscht. Es gibt auch gefrorene Eisflächen in Seen. Die, wenn kein Schnee darauf liegt, durchaus eine Farbe haben können.
Damit sind wir bei der Farbe des Eises. Eis kann Weiß sein, wenn sehr viel Sauerstoff im Kristall gebunden ist. Oder es ist sehr dicht, dann kann es eine Spiegelung wie von Glas einnehmen. Die Farbe dieser Eisfläche kann unserem Auge dabei von Blau über Türkis über Grün bis Graugrün entgegentreten. Wenn man Eis einritzt, wird diese Linie auch weiß. Man kann im Eis also zeichnen. Es gibt inzwischen Wettbewerbe für Eisskulpturen, Eispaläste. In China gibt es die größten Sehenswürdigkeiten, die aus Eis gebildet sind.
Man kann auch im Eis wohnen, in den Iglus, die ja vollständig aus Eis und Schnee gehauen sind. Eine weitere Form von Eis sind Eisberge. Diese abgebrochenen Gletscherteile haben neunzig Prozent des Eisanteiles unter Wasser und nur zehn Prozent sind darüber sichtbar.
Darum sind Eisberge bei Schifffahrten auch sehr gefürchtet, weil sie so unberechenbar sind. Das Eis ist auch Parameter für den großen Klimawandel, den wir erleben. Denn in dieser Zone, wo es ewiges Eis und Schnee gibt, ist das Eis gut messbar und es lässt sich feststellen, dass die Gletscher stark zurückgehen. Die Permafrostböden öffnen sich. Es sind die Fundamente für Eisenbahnschienen in Gefahr.
Weitere Phänomene sind Eiszapfen. Bei undichteren Stellen eines Hauses oder wenn der Schnee durch die Sonne schon taut, herunterrinnt und wieder friert, können wir Eiszapfen sehen. Wir können türmendes Eis sehen, wenn sich in Flüssen ein Eisstau ergibt, der durchaus auch gefährlich sein kann. Es sind also viele Formen von Eis für uns sichtbar.
Selbst die Formen des Nicht-Eis können wir heute noch sehen. Nämlich durch die Gletscher, die in der Eiszeit unsere Landschaft geformt haben. Besonders schön ist das in den skandinavischen Ländern, etwa in Finnland und den nördlichen Teilen von Schweden zu sehen. Aber auch unsere Täler und Flussbette sind Rückstände von diesen Eisformen. Die Seen in den Bergen sind Reste von Gletschern, die irgendwann einmal den Boden so ausgeformt haben, dass sich das Wasser dort sammeln konnte. Auch die Seen in den Niederungen und die glattgeschliffenen Steine und Felsen sind Spuren der Gletscher aus der Eiszeit.
Worauf möchte ich damit hinaus? Ich möchte, dass ihr euch in eurer Zeichnung dem Eis widmet und wie ihr nun gesehen habt, ist dieses Thema so vielfältig, dass ihr euch ein Gebiet aussucht. Es können Eisblumen sein, es kann ein Eismeer sein, ein Eisberg, ein Eiszapfen, es kann ein Gletscher sein, es kann auch ein gefrorener See sein, eine Eisfläche sein, die so glatt ist wie Glas.
Ihr könnt euch also gleichzeitig mit dem Thema Eis dem Thema Glas annähern. Zum Beispiel könnt ihr auch eine Form aus Glas gestalten, die auch aus Eis sein könnte. Die Wahl des Themas ist euch überlassen. Eine weitere Idee wäre auch, darüber nachzudenken, was das für eure Zeichnung bedeutet, wenn man Eis ritzt und dadurch diese weißen Linien entstehen.
Vielleicht habt ihr sogar eine Eisfläche in eurer Nähe und könnt das ausprobieren, das Eis mit einem Stein oder einem Nagel einritzen und dann diese Spuren studieren. Ihr könnt auch versuchen, das Eis zu brechen und dann schauen, welche Strukturen dadurch im Eis entstehen. Ihr könnt euch auch Eis in eurem Gefrierschrank frieren und dieses Eis betrachten, es also künstlich herstellen. Wie bei Eiswürfeln, die wir verwenden, um Getränke zu kühlen.
Allerdings solltet ihr dafür keine geschlossenen Formen nehmen, weil das Eis die Form sonst zerbricht, denn das Wasser dehnt sich aus, wenn es friert. Das alles könnt ihr in der Natur beobachten, oder zuhause experimentieren. Ich rege euch an, aufmerksam zu werden, wo ihr Eis beobachten könnt. Besonders in der Früh könnt ihr zum Beispiel den Raureif ganz im Detail anschauen. Vielleicht gelingt es euch eine kleine Lupe mitzunehmen, um diese Kristalle zu studieren. Es ist ein großes Vergnügen, das zu sehen.
Ihr könnt euch davorsetzen und es für eure Zeichnung studieren, oder ihr macht ein Foto, nach dem ihr dann arbeitet. Tagsüber, wenn es schon wärmer ist, ist es schwieriger. Der Klimawandel hat uns erreicht, es sind selbst im Jänner Plusgrade zu erleben. Dennoch ist zwischendurch, vor allem in der Früh, wenn es noch Minusgrade hat, Eis sichtbar. Also, versucht Eis in irgendeiner Weise zu beobachten und euch dem in eurer Zeichnung experimentell zu nähern. Das gibt euch wieder die Freiheit, in die Struktur zu gehen. Wenn ihr blind zeichnet oder im Gefühl nachempfindet, wie diese Eiskristalle funktionieren, legt ihr dann eine Struktur auf das Blatt, ganz linear.
Falls ihr kein Eis in eurer Nähe habt, könnt ihr Glas zeichnen. Dann könnt ihr sehr genau beobachten, wie dieses Glas funktioniert, diese Spiegelung, die ganz gleich ist wie bei spiegelndem Eis. Da ergibt sich eine schöne Materialüberschneidung, sodass ihr, wenn ihr diese Art von Eis studiert, gleichzeitig auch das Glas studieren und feststellen könnt, wie es zeichnerisch funktioniert.
Ihr könnt auch überlegen, wie das Eis in der Sprache vorkommt. Eisige Worte, eisige Stimmung, eiskalte Herzen. Wir haben sehr viele Eiswörter für Begegnungen und unsere seelischen Ausdrucksformen in der Sprache. Vielleicht findet ihr ein paar, die ihr euch auch notiert und die dann in eure Zeichnung einfließen.
Ich wünsche euch sehr schöne Ergebnisse im Studium dieser verschiedenen Formen von Eis!