Fantastische Insekten

Insekten sind aus zeichnerischer Perspektive fantastisch. Mit ihren Fühlern, Härchen, Flügeln, den Zeichnungen in ihren Körpern muten sie sich graphisch an. Insekten sind unglaublich vielfältig, zum Teil auch noch unterforscht. Obwohl bereits eine Million Insektenarten wissenschaftlich beschrieben wurde, geht man davon aus, dass es ein Vielfaches an Millionen mehr noch nicht bekannt ist. Besonders in den tropischen Regenwäldern vermutet man viele Millionen unentdeckte Arten von Insekten. Die frühesten Funde, nämlich Insekten-Fossilien, sind rund vierhundert Millionen Jahre alt. Das Wort „Insekt“ kommt aus dem lateinischen „insectum“, was „eingeschnitten“ bedeutet. Es ist im 18. Jahrhundert als Fremdwort übernommen worden.

Das Insekt ist also ein „eingeschnittenes“ Tier, weil es so stark voneinander abgesetzte Körperteile hat. Deshalb wird es auch Kerbtier genannt. Diese Insekten haben auch zu einer eigenen Wissenschaft geführt, nämlich der Entomologie, das ist die Insektenkunde. Dabei wurden die Insekten in die verschiedensten Unterklassen bestimmt und da wiederum in einige Untergruppen geordnet.

Die Insekten können in ihrer Größe sehr variieren, es kann ein großer Unterschied sein, von der kleinsten Wanze bis zur schönsten Libelle. Die kleinsten frei lebenden Insekten sind Zwergkäfer mit einer Größe von 0,4 Millimetern. Auf der anderen Seite gibt es Heuschrecken und Riesenbockkäfer, die bis zu 15 Zentimeter lang werden.
Wenn wir uns ihren Körper genau anschauen, gibt es zuerst einmal den Insektenkopf. Da sehen wir die Augen, die Antennen und die Mundwerkzeuge. Wie die Insekten mit ihren facettierten Augen sehen können, unterschiedet sich sehr vom menschlichen Auge im Sehvermögen. Die Mundwerkzeuge sind meist auch sehr deutlich zu erkennen, weil auch da wiederum ein Spalt ist und wir sehen können, dass dort etwas hinaus oder hineinkommen kann.

Der nächste Abschnitt des Körpers ist der Thorax, der Brustkorb. Der Brustkorb besteht wiederum aus 3 Segmenten und alle Insekten haben vorne sechs Laufbeine. Bei den geflügelten Insekten gibt es dann zusätzlich zwei Flügelpaare, eines links, eines rechts. Daran kann man sich schon orientieren, wie sich das Tier vorwärts bewegt, es hilft euch beim Schauen. Dann haben die Insekten noch das Abdomen, also den Bauchraum. Dieser besteht aus 11 Segmenten, ursprünglich, in der Evolution hat sich das dann aber etwas verschmolzen.

Auf jeden Fall ist dort einerseits die Verdauung und andererseits der Legeapparat bei den Weibchen. Im Gegensatz zum Thorax gibt es beim Abdomen wenig Muskulatur, die ist wirklich dort, wo die Laufbeine sind. Insekten haben außerdem ein sehr ausgeklügeltes Nervensystem. Diese Ganglien und Nervenleitsysteme sind fast wie ein Strickleiternervensystem aufgebaut; es gibt einen zentralen Strang und dann links und rechts die Ausbuchtungen, je nachdem ob es Beine sind und für die Atmung ist und so weiter. Bis auf in den Ozeanen kommen Insekten überall auf der Erde vor. Die meisten sind im tropischen Regenwald zuhause. Hingegen in der Arktis oder Antarktis können wir uns vorstellen, dass eher wenige Arten vorkommen, aber selbst dort gibt es Insekten.

Es lässt sich feststellen, dass die Insekten im 20. Jahrhundert, besonders in den 90er Jahren, sehr abgenommen haben. Durch die unzähligen Unkrautvertilgungsmittel und Umweltgifte sind sie so dezimiert, dass es inzwischen zu einer Bedrohung für die Menschen wird. Das merken wir auch daran, dass wir in Nutztiere und Schädlinge unterscheiden.

Das bekannteste nützliche Insekt ist unsere Biene. Und vor allem an den Bienen können wir sehen, wie sehr die Zahl dieser Insekten abnimmt. Es gibt Landstriche, zum Beispiel in China, wo die Blüten der Obstbäume nicht mehr durch Bienen bestäubt werden, sondern Arbeiter mit Pinseln jede Blüte bestäuben müssen, weil es sonst keine Ernte gäbe. So weit ist es inzwischen gekommen.

Andererseits sind Insekten auch Nahrungsmittel, denn sie haben einen sehr, sehr hohen Proteinanteil, also viel Eiweiß. Das Insektensterben hat stark damit zu tun, wie wir mit unserer Landschaft umgehen. Etwa, dass wir Feuchtwiesen trockenlegen und damit die Brutgebiete der Insekten dezimieren. Das ist ein großes Problem für die Biodiversität.

Natürlich hat auch die Kunst viel zu den Insekten zu sagen, besonders zur Biene. Wir haben alle in Erinnerung die Biene Maja und ihre Abenteuer. Das war eine schlaue Biene, die viele Abenteuer erlebt hat. Besonders bekannt ist zum Beispiel der Hummelflug von Rimsky Korsakow und viele kennen bestimmt auch das Kinderlied „Maikäfer, flieg!“. Es gibt also auch in unserer Kultur Ausdrucksformen, bei denen Insekten eine Rolle spielen.

Ich möchte euch in diesem Impuls dazu einladen, euch zeichnerisch mit den Insekten zu beschäftigen. Wie geht das? Am besten nehmt ihr ein Foto, um diese kleinen Tiere ganz detailliert zu studieren. Schön wäre es, wenn ihr eine Biene studieren könntet. Wenn euch die Ameise lieber ist, dann die Ameise. Zum Beispiel hat Peter Kogler als zeitgenössischer Künstler sich sehr stark mit der Ameise beschäftigt.

Auch die Bienen sind in der Kunstgeschichte, besonders in der zeitgenössischen, von großer Bedeutung. So war im Jahr 2017 bei der Biennale in Venedig der amerikanische Pavillon ganz der Biene gewidmet. Ihr seht schon die aktuelle Relevanz, sich mit diesen Tieren in der Zeichnung zu beschäftigen.

Ich lade euch ein, es mit einer Biene oder Ameise oder Biene und Ameise, je nachdem wie viel Zeit ihr habt, zu versuchen. Widmet euch diesen Tieren und denkt daran, wie sie gebaut sind, damit ihr für die Beobachtung ein kleines Rüstzeug habt. Damit ihr wisst: Aha, das ist der Kopf mit den Beißinstrumenten, mit den Fühlern und den Augen. Da ist der Thorax, der hat drei Segmente und immer 6 Laufbeine.

Dann gibt es das Abdomen, das eigentlich 11 Segmente hätte, die aber miteinander verschmolzen sind, mit dem Verdauungsapparat und dem Legeraum für die Eispeicherung und die Fortpflanzungsorgane. Sehr oft haben die Insekten auch einen kleinen Stachel und natürlich die wunderschönen Flügel, die immer auch am Thorax befestigt sind.

Ich wünsche euch die Muße, euch einem dieser kleinen Krabbeltiere anzunehmen. Sie sind unscheinbar, manchmal sind sie lästig, wenn es sich etwa um Gelsen handelt. Aber ihr widmet euch der Biene und der Ameise, beides absolut nützliche Tiere. Die Ameisen sind die Polizei unserer Wälder und sehr, sehr wichtig für das Biodiversitätsleben eines Waldes. Ein Wald ohne Ameisen ist undenkbar und ebenso ist es mit der Biene!