Licht

Es ist Winter geworden. Der Herbst hat sich zurückgezogen und eigentlich schon dem Winter Platz einräumen müssen. Das bedeutet, dass die Tage immer kürzer werden, noch kürzer und noch kürzer, und die Nächte immer länger. Diese Zeit des Advents hat viele Traditionen hervorgebracht. Unter anderem auch den Adventkranz. Der Adventkranz ist noch nicht so eine alte Tradition.

Erst im 19. Jahrhundert wurde er von evangelischen Priestern in die Welt gebracht. Ursprünglich hatte er dreiundzwanzig Kerzen plus eine Kerze für den Heiligen Abend. Vier Kerzen von diesen dreiundzwanzig haben den Sonntag markiert. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam dieser Adventkranz auch ins katholische Brauchtum. Heute ist ein Adventkranz in fast jedem Haushalt ein Muss. Wenn er traditionell gestaltet ist, fällt am Adventkranz auf, dass eine Kerze eine andere Farbe hat als die anderen.
Diese Kerze symbolisiert das Fest der Heiligen Luzia. Sie ist die Heilige des Lichts, das beinhaltet schon der Name. Es gibt sehr viele Luzienfeste, die werden am 13. Dezember gefeiert. Aber ich möchte mich gar nicht auf die Heilige Luzia berufen, sondern vielmehr auf das, was sie symbolisiert und was auch der Adventkranz symbolisiert. Nämlich das Licht. Das Licht ist auch ein wesentlicher Teil der Schöpfung.

Ihr wisst, es ist Licht geworden zu Beginn der Schöpfungstage. Alles war finster und dann schuf Gott Tag und Nacht. Das war der Beginn unserer Schöpfung. Die Quelle des Lichtes ist die Sonne. In unserem Planetensystem ist die Sonne ein Fixstern und sie macht erst das Leben möglich. Licht ist etwas, das essenziell für unser Leben, aber auch für unser Wohlbefinden ist. Die Kerzen, die wir am Adventkranz anzünden, symbolisieren dieses Licht, das wir durch die Ankunft Christi erwarten dürfen, aber auch das Licht, das täglich weniger wird, durch diesen Kreislauf der Natur, dass die Tage kürzer werden. Die Kerze ist einfach ein wunderschönes Symbol, das nicht nur Licht, sondern auch Wärme gibt.

Damit komme ich zu eurer Aufgabe. Ich möchte gerne, dass ihr eine Kerze versucht. Also etwas, das Licht spendet. Wenn ihr Beispiele möchtet, könnt ihr bei Gerhard Richter nachschauen, der hat sehr viele Kerzen gearbeitet. Eine Kerze, zwei Kerzen, drei Kerzen. Die sind sehr schön. Er hat mit Ölfarbe gearbeitet, aber man kann dieses Motiv natürlich auch mit zeichnerischen Mitteln bearbeiten. Mit dem Bleistift.

Ihr habt in diesen Einheiten des Zeichnens schon viele Facetten vom Bleistift herausgeholt. Ihr habt helle, dunkle, zarte und kräftige Linien herausgeholt. Wie am Beginn mit den Baumstämmen im Wald, diese verschiedenen Grautöne. Diesmal könnt ihr das zur Krönung bringen. Diese Möglichkeiten, die in eurem Bleistift stecken, die in eurer Hand stecken, die sich in eurem Bewusstsein befinden. Diese vielen Möglichkeiten von unterschiedlichen Helligkeitsstufen und Dunkelheitsstufen, die in einem Bleistift stecken. Verwendet ganz kurze Striche, um sie flächig zu gestalten.

Ihr gestaltet den Bildraum, in dem die Kerze steht und damit könnt ihr dann auch definieren, was das Licht ist. Ihr braucht das Weiß des Blattes. Nutzt alle Nuancen aus, die der Bleistift euch gibt, in diesen Flächen, die ihr erarbeitet. Es kann eine Kerze sein, die dunkel ist und der Strahl dieser Kerze ist dann eben nuancenweiser heller und wird ganz hell, dort wo die Flamme ist.

Der Raum selbst kann in einem zarten dunkleren Grau sein. Unten oder auf der Seite oder oben gibt es dann eine Leiste, die ganz dunkel ist, sodass ihr den Kontrast für eure Lichtarbeit auch noch etwas verstärken könnt. Diese Arbeit wird euch hoffentlich Freude machen. Sie hat auch mit Harmonie zu tun. Licht ist etwas, das aus der Kerze kommend in die Harmonie weist. Diese Harmonie, diesen Raum in euch selbst, diesen Lichtraum, den erforscht ihr mit dem Thema Kerze. Ich wünsche euch gutes Gelingen!