Blick von oben auf unsere Felder
Ich hoffe, ihr konntet euch gut mit den Kornfeldern und Getreideähren beschäftigen. Für diesen Impuls schlage ich euch eine Vertiefung vor: den Blick auf unsere Felder von oben. Spätestens wenn man im Flugzeug sitzt, aber auch wenn man auf einem Turm oder einem Berg oder einem hohen Haus ist, bekommt man einen kleinen Überblick über die Landschaft – wir alle kennen diesen Blick in die Landschaft, auf die Felder.
Was fällt uns da auf? Grundsätzlich ist einmal das Gelände bemerkenswert. Meist ist es eine flache Gegend, vielleicht mit Hügeln oder kleinen Bergen, auf denen sich die Felder befinden. Die flachere oder leicht hügelige Landschaft, die den Bauern eine gewisse Struktur und Anbauweise ermöglicht, ihre Felder zu bestellen. Hier gibt es große Unterschiede, je nachdem, in welchem Kulturraum und welchem geografischen Raum man sich befindet.
So ist z.B. in Deutschland und in Österreich ein kleiner Unterschied, wie groß die Felder sind. In Österreich gibt es keine so riesig großen weiten und flache Ebenen, sondern es sich immer wieder Hügel oder Berge dazwischen, oder der Wald involviert sich. Auch in Deutschland kommt das manchmal vor, aber dennoch ist die Struktur der Felder ein bisschen anders. Viel kleinflächiger sind die Felder, wenn man in die östlichen Länder kommt.
Hingegen sieht man in den russischen Weiten riesig weite Felder. In Amerika sind die Felder riesig und die Strukturen sind völlig andere.
Ganz anders sind die Felder in Asien. Dort gibt es sehr kleine Landwirtschaften, weil die Bauern nicht so viel Grund besitzen und das Land meist noch mit der Hand oder mit einem Ochsen oder einem anderen Zugtier, das den Pflug führt, bebauen. Im Himalaya zum Beispiel sind die Flächen angepasst an die Geländeform der Berge. Dort geht es überall steil hinauf, und soweit es irgendwie möglich ist, gibt es dort Terrassenfelder.
Vielleicht habt ihr selbst schon bei euren Reisen beobachtet, wie sich die Landschaft gestaltet, wenn ihr einen Blick von oben machen konntet. Wo immer ihr etwas gesehen habt, so gibt es doch eine Übereinstimmung: Die Felder sind meist rechteckig oder quadratisch und wenn man es analytisch beschreiben will, so sind die Felder wie in einem Raster aufgeteilt und man kann das intuitive Gefühl des jeweiligen Bauern in Kommunikation mit seinem vorgefundenen Gelände beobachten.
Wasseradern, Straßen, Wege, steinige Situationen oder eine Ansammlung von Bäumen stellen die Ordnung der Felder auf überraschende Weise in eine neue Konstellation. Auch ist die Farbanordnung, je nach Jahreszeit sehr unterschiedlich. Bei Schnee beispielsweise sieht man von oben Linien, die von Wegen, Wasserläufen oder natürlichen Geländekanten eingeschrieben sind. Im Frühjahr werden die unterschiedlichen Feldfrüchte in Farbe und Struktur sichtbar, das vertieft sich im Sommer und dann noch mehr im Herbst. Es lohnt sich also, immer wieder einen Blick von oben auf Felder zu werfen.
Ich möchte hier auf Paul Klee verweisen, der es so wunderbar verstanden hat, diese Beobachtungen in eine Abstraktion hineinzuführen, denen viele andere KünstlerInnen in ihrer Weise gefolgt sind.
Die heutige Aufgabe ist also folgende: nehmt eure Beobachtung auf Felder von oben als Skizze oder Fotografie mit nach Hause und legt eine Komposition dieser Felder mit Linien auf eurem Zeichenblatt an. Manchmal braucht es schmale doppelte Linien, um breite Linien zu markieren. Bedenkt die Qualität dieser Linien. Und dann findet ihr Zeichen für die Strukturen der einzelnen Felder. So könnt ihre diese Strukturen in die einzelnen Felder füllen, dichter oder weniger dicht. An mehreren Stellen wiederholend, so dass sich eine Totalität im Bild ergibt.
Oder ihr habt das Glück, die Tulpenblüte in Holland zu erleben, wo jedes Feld eine andere Farbe hat. Großartige Farbkompositionen zu sehen sind, die ihr in eure Zeichnung einbaut.
Van Gogh, Cezanne, Caspar David Friedrich, Matisse, Picasso, Brice Marden, Marianne Lang – um nur einige wenige zu nennen, legen uns bis heute so phantastische Vorschläge in ihren Zeichnungen vor. Recherchiert im Internet, geht in Museen und entdeckt die vielen Möglichkeiten, die sich aus der Beobachtung von Feldern von oben ergeben. Und probiert eure eigenen Ideen und Möglichkeiten aus.
Viel Freude!