Formen aus Plastik
Im 20. Jahrhundert sehen wir ab den 60er-Jahren eine totale Hinwendung zum Plastik. Plastik ist das bestimmende Element nicht nur im Innendesign, sondern auch im Alltagsgebrauch geworden. Alles ist in Plastik eingewickelt. Das hat einerseits praktische Vorteile, weil Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Obst und Gemüse, länger frisch bleiben. Aber mittlerweile ist alles in Plastik eingepackt und selbst Gegenstände, wie Sitzmöglichkeiten, Tische, Vasen, Gläser oder Lampen sind aus Plastik.
Es gibt unzählige berühmte Designfirmen, zum Beispiel die Firma Kartell, die ihre Gegenstände ausschließlich aus Plastik fertigen. Tupperware ist ein anderes Beispiel für ein berühmtes Plastikerfolgsmodell aus den 50er Jahren bis heute, bei dem sich im Direktmarketing – also nicht nur übers Geschäft, sondern über Partys direkt von Mensch zu Mensch – das Plastik in der ganzen Welt verbreitet. Bestimmt habt ihr solche Dinge auch in eurem Haus. Wie wir wissen, findet sich das Plastik als Mikroplastik in den Ozeanen und sogar in der Antarktis, praktisch überall auf der ganzen Welt, wieder. Deswegen gibt es inzwischen auch Menschen, die Plastik aus dem Haushalt verbannen, aber das ist gar nicht so einfach, ohne Plastik auszukommen, aber zu reduzieren ist natürlich schon einmal eine Idee.
Wenn ihr nachschaut, welche Gefäße ihr im Repertoire eures Haushaltes habt, ist es zeichnerisch interessant, welche Plastikformen das sind. Welche Formen, welche Gefäße, welche Schüsseln, welche Töpfe, welche Schalen, welche Gläser, welche Flaschen, welche Löffel sind aus Plastik? Da möchte ich euch anregen, ein Stillleben nur mit Plastikteilen zu machen.
Kein zerbrochenes Mikroplastik, sondern tatsächlich geformtes, designtes Plastik. Ihr werdet feststellen, was ihr alles für lustige Ereignisse in eurem Haus habt, die sich in den Zeichnungen wiederfinden. Im Gegensatz zu Glas hat Plastik sehr oft auch eine Farbe. Es kann auch transparent sein, das ist dann normalerweise Acrylglas, aber meistens ist es gefärbt und hat eine bestimmte Farbe.
Deswegen ist diese Einladung nicht nur eine zeichnerische, sondern auch eine malerische. Ihr könnt diese großen und kleinen Plastikgegenstände, die ihr bei euch zuhause findet, auch in Farbe umsetzen. Wir wollen uns dem Plastik in seiner Form zuwenden, also keine weichen Plastikformen wie Plastiksäcke oder Ziplock, sondern tatsächlich stabile Plastikgefäße.
Denkt an das Verhältnis von Groß und Klein, denkt an die Komposition, denkt an wunderschöne Linien. Denkt an die Beziehung der Formen zueinander. Sobald eine Form am Blatt sitzt, geht sie ein Gespräch, einen Dialog mit der nächsten Form ein. Es ist also nicht egal, wie eure Plastikformen am Blatt stehen, sondern ihr könnt es komponieren.
Ich wünsche euch eine genussvolle Reise durch euren Haushalt, auf der ihr schaut, welche Plastikformen ihr findet. Ich kann mir vorstellen, dass eine Zeichnung nicht ausreichen wird, um eure Plastikteile zu porträtieren.
Natürlich wäre es schön, wenn erkennbar ist, dass die Gefäße nicht aus Glas oder Ton oder Keramik, sondern aus Plastik sind. Ich bin mir sicher, dass ihr Wege finden werdet, dieses Plastik darzustellen. Ein Geheimnis ist, dass die Kanten meistens abgerundet sind, weil Plastik sich so schön biegen lässt. Dieses Abgerundete an Kanten und Konturen wird euch zum Gefühl von Plastik verhelfen. Wie immer, setzt euch gut hin, atmet tief durch und beobachtet mit einem Augenzwinkern, wie viel Plastik in eurem Alltag Einzug gehalten hat. Und dann eine Verwandlung ins Ästhetische.
Ich wünsche euch gutes Gelingen!